Angsträume durch rechte, rassistische und antisemitische Gewalt in Thüringen: erkennen – ernst nehmen – auflösen

PlakatAktionswochen zu Strategien der Selbstbehauptung | 28. März – 21. April 2017 in Kahla

Die Zahl rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalttaten war 2016 so hoch wie nie zuvor. Ezra, die mobile Beratung für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen, spricht von einer gestiegenen Anzahl von Angriffen und „einer Brutalisierung der Gewalttaten“. Zudem kann von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Äußerst beunruhigend sind die von Expert*innen festgestellte Normalisierung rechter Angriffe und die ausbleibende Solidarisierung mit den Opfern. Dadurch entstehen für die Betroffenen Angsträume. Durch vier unterschiedliche Aktionen wird das Thema aufgegriffen und Raum für Lösungsansätze geboten. Den Rahmen bildet die Ausstellung: „Angsträume. Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen“ der mobilen Thüringer Opferberatung von ezra.

Hier finden Sie den Flyer und das Plakat zum herunterladen und verteilen.

1. Aktion: Ausstellungseröffnung und Podiumsdiskussion: „Angsträume: erkennen – ernstnehmen – auflösen.“ | Dienstag, 28. März 2017, 18:00 – 20:00 Uhr, im Rathaus Kahla (großer Saal)

Mit: Thomas Endter (Bündnis  „Zivilcourage und Menschenrechte“ im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt), Martina Renner (MdB DIE LINKE, ehemalige Obfrau des NSU – Untersuchungsausschusses des Landtags Thüringen),  Michael Schaffhauser (Partnerschaft für Demokratie Saale-Holzland-Kreis) und Matthias Quent (Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena). Moderation: Axel Hemmerling (MDR Thüringen)

Wodurch entstehen Angsträume und was wird gebraucht, um sie abzubauen und Betroffene zu stärken? Was können unterschiedliche Akteure dabei bewirken und wie können sie sich gegenseitig unterstützen? Auf dem Podium sollen Perspektiven aus dem zivilgesellschaftlichen Engagement, aus Politik, Projektarbeit und Wissenschaft zusammengeführt werden, um gemeinsam mit dem Publikum über die Situation in Kahla ins Gespräch zu kommen.

Im Anschluss sind die BesucherInnen zu einer gemeinsamen Ausstellungsbegehung eingeladen. Ein Vertreter von ezra steht für Fragen zur Verfügung.

2. Aktion: Filmvorführung und Publikumsgespräch „Der Kuaför aus der Keupstraße“ | Montag, 03. April 2017, 19:00 – 21.00 Uhr, Gemeinderaum der Pfarrkirche Sankt Margareten, Rudolf-Breitscheid-Str. 1, Kahla

Mit: Peter Bach (Initiative Keupstraße ist überall, Köln)

Im Mittelpunkt der Dokumentation steht der vom sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrund (NSU)“ im Jahr 2004 verübte Nagelbombenanschlag in der als Zentrum türkischen Geschäftslebens geltenden Kölner Keupstraße, bei dem mehrere Menschen schwere Verletzungen davon getragen haben und ein Friseursalon komplett verwüstet wurde. Regisseur Andreas Maus möchte mit seinem Film unter anderem die Hintergründe und Auswirkungen des Anschlags beleuchten und aufzeigen, wie die Betroffenen auch Jahre danach noch immer unter den Folgen zu leiden haben. Dabei verdeutlicht Maus unter Rückgriff auf die Polizei-Verhörprotokolle, dass für die Ermittler lange Zeit die Opfer selbst und ihre Angehörigen im Zentrum der Verdächtigungen standen, während ein rassistisches Motiv für die Tat bis zur Selbstenttarnung des NSU ohne hinreichende Anhaltspunkte ausgeschlossen wurde.

Im anschließenden Gespräch schildert Peter Bach die Aktivitäten der antirassistischen Initiative Keupstraße ist überall, die Zusammenarbeit mit den Betroffenen und steht für Fragen & Diskussion zur Verfügung.

3. Aktion: Im Fokus von Neonazis – Ein Workshop für Betroffene und Unterstützer*innen | Dienstag, 11. April 2017, 18:30 – 20:30 Uhr, Bürgerbüro der SPD Kahla, Margarethenstr. 13, nur nach Voranmeldung

Mit: ezra (mobile Beratung für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen)

Drohungen gehören zur gezielten Strategie der Neonazi-Szene. Diese finden nicht nur im öffentlichen Raum wie beispielsweise auf der Straße oder bei öffentlichen Veranstaltungen statt, sondern auch zu Hause oder am Arbeitsplatz. In den letzten Jahren wurde auch das Internet vermehrt zum Ort von rechten Einschüchterungsversuchen. Betroffen von den rechten Anfeindungen sind alle Menschen, die sich gegen die rechte Szene engagieren, aber auch Menschen, die sich beispielsweise für Geflüchtete einsetzen. Dieser Workshop will Betroffenen und Unterstützer*innen konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, was man tun kann.

Wichtig: Interessierte melden sich bitte per Email unter info[at]demokratieladen[dot]com an.

4. Aktion:  Workshop „Strategien zur Selbstbehauptung“ | Mittwoch, 19. April 2017, 17:00 – 21:00 Uhr, nur nach Voranmeldung

Mit: Selbstverteidigungstrainer aus Gera

In Städten, in denen durch Neonazis Angsträume geschaffen werden, ist es wichtig, diskriminierungsfreie Räume zu schaffen und zu erhalten. Dafür braucht es individuelle und kollektive Strategien, um alternative Positionen fernab von Menschenverachtung und Diskriminierung zu stärken. Wie kann gemeinsames Handeln aussehen? Wie schütze ich mich und Andere vor Übergriffen?

Dieser Workshop soll eine Konzeptidee zum Umgang mit menschenverachtenden Verhaltensweisen und Übergriffen im Alltag vermitteln und zur Selbsthilfe animieren.

Wichtig: Interessierte melden sich bitte per Email unter info[at]demokratieladen[dot]com an.

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Angsträume-ezra

Ausstellung: Angsträume. Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen

Die Ausstellung ist vom 28. – 30. März und 10. – 22. April im Rathaus Kahla (großer Saal) zu sehen und vom 31. März  –  9. April im Bürgerbüro der SPD Kahla, Margarethenstr. 13 und im Demokratieladen Kahla, Margarethenstr. 11

Die als Wanderausstellung konzipierte Dokumentation basiert auf 14 Fällen rechter Gewalt, die sich zwischen 2012 und 2015 an verschiedenen Orten in Thüringen ereignet haben. Sie markieren einen Querschnitt verschieden motivierter Angriffe und Formen rechter Gewalt. Die Tatorte befinden sich in fast allen Regionen Thüringens. Alle Angriffe sind ezra, der mobilen Beratung für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen, bekannt und wurden in weiten Teilen auch von ezra bearbeitet.

Zudem will die Ausstellung an die 8 Todesopfer rechter Gewalt in Thüringen erinnern, die unabhängige Organisationen seit 1990 wahrgenommen haben.

Das Anliegen der Ausstellung ist es, für die Alltäglichkeit rechter Gewalt zu sensibilisieren. Einige Formen von Gewalt werden dauerhaft, andere subtiler oder bedrohlicher ausgeübt. Viele Fälle erfahren keine Öffentlichkeit. Rechte Gewalt ist an vielen Orten alltäglicher und weiter verbreitet, als die öffentliche Darstellung vermuten lässt.

Bei der Zählung der Todesopfer rechter Gewalt zeigt sich eine besonders starke Abweichung zwischen staatlichen Behörden auf der einen Seite und unabhängigen Organisationen und Journalist_innen auf der anderen Seite. Von den in der Ausstellung aufgeführten Todesopfern rechter Gewalt ist nach wie vor lediglich eines staatlich anerkannt. Die Ausstellung möchte dazu beitragen, dass diese Menschen in Erinnerung bleiben.

Für die Betroffenen bedeuten Angriffe – in welcher Form auch immer – tiefe Einschnitte in ihr vertrautes Leben. Es entstehen subjektiv wahrgenommene „Angsträume“, die individuell erlebt werden. „Angsträume“ können auch für ganze Gruppen aus einem permanenten Szenario der Bedrohung heraus entstehen. Besonders schwierig ist die Situation für Betroffene, die aus Motiven gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in der Kneipe, im Supermarkt oder in den eigenen vier Wänden angegriffen werden: Für sie wird die persönliche Lebenswelt zu einem „Angstraum“.

Gemeinsame Begehungen der Ausstellung bitte anmelden unter nur unter Voranmeldung info[at]demokratieladen[dot]com

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Die Aktionswochen in Kahla finden statt in Kooperation mit ezra, der evangelischen Kiche in Mitteldeutschland und der SPD Kahla

Entsprechend § 6 Abs. 1 VersG sind Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische, homo – u. transphobe, oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, von den Veranstaltungen ausgeschlossen.

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