In Kahla wird am 17. November um 14:00 Uhr, unweit des „Alten Schützenhauses“, in Erinnerung an die Bücherverrbrennung vor 90 Jahren ein neuer Gedenkort eingeweiht. Die Entstehung geht auf einen Impuls der Kahlaer Akteursrunde und des Demokratie_Ladens zurück. Beide haben sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit dem Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten, eine aktive, vielfältige und anknüpfungsfähige Gedenkkultur in Kahla zu unterstützen, die einen diskriminierungssensiblen und demokratiestarken Umgang aller in einer Gesellschaft der Vielen fördert. Das aktive, lokal verankerte, mahnende Erinnern an die Ungeheuerlichkeiten der Vergangenheit sehen wir dabei als eine wichtige Ressource, aus der die Verantwortung von heute und morgen erwächst. Wir laden herzlich dazu ein, der Eröffnung beizuwohnen und hinterher miteinander ins Gespräch zu kommen.
Gedenken an die verfolgten Kahlaer Jüdinnen und Juden und an die Opfer der Reichspogromnacht 1938
Save the date! WENDO für Beginnerinnen*
Fast jede Frau* und fast jedes Mädchen* ist im Laufe ihres Lebens von Gewalt betroffen. Dabei beginnt Gewalt nicht erst dann, wenn es zu körperlichen Übergriffen kommt. Häufig spielt dabei eine Rolle, dass Frauen* und Mädchen* als schwach angesehen werden und bestimmte Rollenmodelle erfüllen sollen.
WENDO ist eine Methode, den Kursteilnehmerinnen* einige Tricks und Kenntnisse zu vermitteln, die es ermöglichen, ein selbstsicheres Auftreten zu erlernen. Das soll dabei helfen, Konfliktsituationen gar nicht erst eskalieren zu lassen, indem dafür gesorgt wird, dass Bedürfnisse und Grenzziehungen schon vorher respektiert werden. Im Traning werden neben Selbstbehauptung aber auch Techniken erlernt, die dazu dienen sollen, sich im Notfall schnell und effektiv verteidigen zu können.
Zum Kurs werden nur Mädchen* und Frauen* zugelassen, um eine sichere Atmosphäre und den gleichbereichtigten Umgang untereinander zu ermöglichen. Es braucht sich niemand Gedanken über dumme Sprüche machen.
Die Teilnahme ist kostenfrei und ab 15 Jahren mit einer kurzen Anmeldung per mail an info@demokratielanden.com möglich.
*Das Gender-Sternchen (*) dient als Verweis auf den Konstruktionscharakter von „Geschlecht“. Das Sternchen hinter „Frauen“ soll verdeutlichen, dass es sich auf alle Personen bezieht, die sich unter der Bezeichnung „Frau“ definieren, definiert werden und/oder sich sichtbar gemacht sehen.
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.
Werkstatt des guten Lebens 26. Oktober
Termin: 26.10.2023 von 16.00 bis 20.00 Uhr
Ort: Demokratieladen in Kahla, Margarethenstraße 11
Referentinnen: Nele Hoffmann und Anne-Katrin Linde (Diakonie Mitteldeutschland)
Verpflegung: Snacks und Getränke stehen zur Verfügung.
Teilnahme: Bitte meldet euch bis zum 20.10.23 über info@demokratieladen.com an.
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Engagement Café 08.06.2023 17 – 19 Uhr
Die Freiwilligenagentur SHK freut sich, gemeinsam mit dem Demokratie_laden Kahla, zum 1. Engagementcafé einzuladen. Das Engagementcafé findet am 08.06.2023 von 17-19 Uhr in den Räumlichkeiten des Demokratie_laden Kahla (Margarethenstraße 11) statt und bietet eine Plattform für den Austausch und die Vernetzung von engagierten Menschen und jenen, die es werden wollen. Der Eintritt zur Veranstaltung ist kostenlos.
Wir freuen uns sehr, wenn wir Ihren Verein beim Engagementcafé begrüßen dürfen. Während des Engagementcafés haben die Teilnehmer*innen die Möglichkeit die Freiwilligenagentur SHK bei Kaffee und Keksen kennen zu lernen, den digitalen Engagementfinder engagiert-im-shk.de zu erkunden und sich rund um das Thema Ehrenamt zu informieren. Es wird Raum für Fragen, Anregungen und Austausch geben, um das Netzwerk der Teilnehmer*innen zu erweitern und neue Möglichkeiten für Engagement zu entdecken. Dabei wollen wir Menschen ansprechen, die auf der Suche nach einem Engagement sind und Vereine, Initiativen und Co, die mit Freiwilligen arbeiten. Bei Fragen rund um die Veranstaltung oder die Freiwilligenagentur, wenden Sie sich sehr gerne an Susanne Martin (martin@buergerstiftung-jena.de).
Bürgerstiftung Jena Saale-Holzland
Freiwilligenagentur SHK
Klimarassismus. Der Kampf der Rechten gegen die ökologische Wende
Buchvorstellung und Diskussion im Demokratie_laden in KAHLA
Weltweit blockieren rechte Parteien und Netzwerke effektiven Klimaschutz. Das ist kein Zufall: Denn die Hauptverantwortung für den Klimawandel trägt der reiche globale Norden, aber seine Opfer sind vor allem ohnehin benachteiligte Menschen – hierzulande und im globalen Süden. Weiße Vorherrschaft, extreme Ungleichheit und die Ausbeutung von Menschen und der Umwelt gehen Hand in Hand. Um Klimarassismus und -klassismus zu verschleiern, leugnen viele, dass die Erderhitzung überhaupt ein Problem ist. Das Buch „Klimarassismus. Der Kampf der Rechten gegen die ökologische Wende“ von Matthias Quent, Christoph Richter und Axel Salheiser zeigt, wo die massiven politischen Gefahren des Rückschlags gegen den grünen Umbau liegen, mit welchen Netzwerken und Argumentationsweisen die Rechten die Zukunft angreifen, was das mit unserem Alltag und dem herrschenden System zu tun hat und was wir für Klima und Gerechtigkeit tun können.
Am 01.06.2023 um 18 Uhr werden zentrale Inhalte des Buches durch die Autoren Christoph Richter und Axel Salheiser im Demokratie_laden in Kahla (Margarethenstraße 11, 07768 Kahla) vorgestellt und anschließend mit dem Publikum diskutiert.
Vortrag und Diskussion: Carl Zeiss Jena – die andere Geschichte. Journalist Frank Döbert über Geschichte und Gegenwart der Zeisswerke.
Zeiss – das ist Erfolgsgeschichte, die auf einer Vielzahl innovativer feinmechanisch-optischer Geräte gründet. Doch der Aufstieg zum Weltkonzern basiert auch auf Rüstungsproduktion, Kriegswirtschaft, Zwangsarbeit und Verfolgung. Mit dieser selten erzählten Geschichte der Firma „Carl Zeiss Jena“ beschäftigt sich der Journalist Frank Döbert. Im Vortrag wird er einige Aspekte dieser „anderen Geschichte“ im historischen Kontext beleuchten. Im Anschluss ist Gelegenheit zur Diskussion.
Um Anmeldung wird gebeten: info@demokratieladen.com
02.03.2023 um 18:30 Uhr im Demokratieladen Kahla
Die Veranstaltung wird in Kooperation mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) abgehalten.
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.
Julius Herrmann (1847-1918) – Ein couragierter Bürger unserer Stadt
Julius Herrmann stammte aus Zschöpperitz bei Altenburg und kam 1878 als Rektor der hiesigen Bürgerschule nach Kahla. Ab 1902 trug er auch die Verantwortung für die in diesem Jahr eingerichtete Mittelschule sowie für die verbindliche Fortbildungsschule, einem Vorläufer der heutigen Berufsschule. In seine Amtszeit fällt auch der Bau der „Neuen Schule“, dem heutigen Gymnasium, von 1901.
Seine langjährige Wohnung war im Hause des Landwirts Immisch in der heutigen August-Bebel-Straße 7.
Entscheidend für seine gesellschaftlichen Aktivitäten und damit auch über viele Jahre für seine beschwerlichen persönlichen Verhältnisse war eine Nachwahl zum Reichstag von 1880. Für die notwendige Stichwahl hatten sich die Nationalliberalen und die konservative Deutsche Reichspartei auf Justizrat A. Große geeinigt. Für dessen Kandidatur leitete Herrmann zusammen mit Amtsgerichtsrat Beyerlein Anfang Dezember 1880 in der Stadt eine Wahlversammlung. Dort distanzierte er sich von den gehässigen und ehrabschneidenden Reden, mit denen über den linksliberalen Kandidaten Eduard Kämpfer hergefallen und in denen dessen Anhänger „als offene oder verkappte Sozialdemokraten, als Vaterlandsfeinde usw.“ denunziert worden seien. Und in der darauf folgenden Versammlung erklärte Herrmann, nun für den Kandidaten der Fortschrittspartei zu stimmen. Damit positionierte er sich im bürgerlichen Lager weit links, weil Kämpfer auch von der demokratischen Altenburger Volkspartei unterstützt wurde, die ihre Wurzeln in den revolutionären Kämpfen von 1848 hatte.
Mit diesem Schwenk machte Herrmann sich bei den vorwiegend konservativen Honoratioren in der Stadt sehr unbeliebt, die fortan den Verkehr mit ihm mieden. Die Gehässigkeiten gegen ihn erreichten ein solches Ausmaß, dass er Kahla wieder verlassen wollte. Eine Gruppe Gleichgesinnter, die sich im „Kolleg“ zusammenfanden, hielten ihn davon ab, zumal er gleichzeitig nun in der nicht zur Stadtelite gehörenden Einwohnerschaft an Ansehen gewonnen hatte.
Auf der Woge dieser Popularität wurde Herrmann im Mai 1883 von den Wählern der 3. Klasse in den Landtag von Sachsen-Altenburg gewählt. Dort bildete er mit dem Meuselwitzer Fabrikanten Arthur Herbst und dem Löbschützer Zimmermeister Karl Härcher erstmals eine „prinzipielle Opposition“ zur Regierung. Das Besondere an diesem Wahlerfolg war, dass er in direkter Konkurrenz mit dem Eigentümer der Porzellanfabrik, Hermann Koch, errungen worden war. In Kahla hatte Herrmann 100, Koch 85 Stimmen erhalten. Seither hatte Herrmann in dem Fabrikdirektor einen einflussreichen Mitbürger gegen sich.
In einer Artikelserie in den „Thüringer Nachrichten“ zum Jahreswechsel 1883/84 wurde Herrmanns Tätigkeit im Landtag von seinen Widersachern scharf missbilligt. Die Quintessenz aus den Vorwürfen lautete: „Wir glauben freilich, daß er nicht nach Kahla berufen worden wäre, wenn man den schlummernden Volksbeglücker in dem Herrn vermuthet hätte. Wir wenigstens würden die Erziehung unserer Kinder einem so hochgradig politischen Schullehrer anzuvertrauen nicht wagen.“
Ende 1883 wurde Herrmann mit einigen Gleichgesinnten in den Bürgervorstand und dort zum Sprecher (Vorsitzenden) gewählt. Damir begann eine etwa sechs Jahre andauernde „liberale Ära“ in der Stadt. In seiner Funktion sorgte Herrmann dafür, dass dem Stadtrat konsequenter auf die Finger geschaut und die Verhandlungen im Bürgervorstand einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht wurden. Mit einer Reform des städtischen Wahlrechts sorgte er in Auseinandersetzung mit dem Stadtrat 1889 noch dafür, dass sich mehr Bürger an den Stadtverordnetenwahlen beteiligen konnten, darunter nun erstmals auch eine bemerkenswerte Zahl von Arbeitern.
Bei den Reichstagswahlen von Oktober/November 1884 gewann Herrmann in der Stichwahl das dem Herzogtum Sachen-Altenburg zustehende eine Mandat. Dabei setzte er sich als Kandidat der mit der Altenburger Volkspartei verbundenen Deutschen Freisinnigen Partei gegen den Vertreter der Deutschen Reichs- und Freikonservativen Partei durch, die ganz auf Bismarck ausgerichtet war. Bereits im Vorfeld der Wahl ließ die „Altenburger Zeitung“ am 26. Oktober 1884 verlauten: „Wenn Herrmann mit dieser demokratischen Partei verbunden ist, […] so ist er allen, die von der Demokratie nichts wissen wollen, unmöglich, ihn zu wählen.“ Und ein „Offener Brief“ aus Dienstädt in den „Thüringer Nachrichten“ vom 25. Oktober endete mit dem Fazit, dass man einem Manne, der „sich von einem solchen Programme tragen, sich an die Spitze eines solchen, alle Autorität und alles Unterthanenthum verleugnenden Aufrufs stellen läßt, unsere Stimme nicht geben“ könne. Obwohl es bei der Wahl einen eigenen sozialdemokratischen Kandidaten gab, hatten in Kahla alle potenziellen Wähler der Sozialdemokratie bereits im ersten Wahlgang für Herrmann gestimmt.
Für seine konservativen Gegner brachte das Wahlergebnis das Fass zum Überlaufen. Die vom Bürgermeister dominierte Schulinspektion wurde bei der Altenburger Kultusabteilung mit Vorschlägen vorstellig, die Herrmann bei der Landesregierung als lästigen Störenfried erscheinen lassen sollten. In dem Schreiben heißt es u. a., dass Herrmann „wegen seines Oppositionsgeistes […] und wegen seines verderblichen Einflusses auf große Kreise des Volkes als eine Calamität nicht nur für die hiesige Stadt, sondern für das ganze Land anzusehen“ sei. Zugleich hoffe man, dass durch Übertragung der Direktion an […] Subdiakon Böttger „ein anderer Geist“ in die Schule einzöge, „denn in der Klasse des Herrn Herrmann, welche […] infolge seiner agitatorischen Thätigkeiten vielfach gelitten“ habe, seien „die meisten Knaben schon politische Parteigänger geworden“. Mit diesen und weiteren Ansinnen kam die Kahlaer Schulinspektion allerdings nicht bei der Altenburger Kultusabteilung durch. Im Herbst 1885 unternahmen Herrmanns Widersacher in den „Thüringer Nachrichten“ eine erneute Attacke. Nach Aufzählung der vom Rektor verursachten vermeintlichen Problemen an der Schule lautete das Fazit des anonymen Verfassers: „Wir haben einen fortschrittlichen Reichsboten, aber eine rückschrittliche Schule.“
Nicht zuletzt diese hier bei weitem nicht vollständig angeführten Attacken gegen ihn führten dazu, dass Herrmann bei nachfolgenden Reichstagsahlen nicht wieder antrat. Hinzu kam, dass mit dem Aufstieg der Sozialdemokratie die Wähler aus der Arbeiterschaft mehr und mehr verlorengingen. Trotzdem blieb Herrmann weiterhin aktiv. Unter anderem legte er sich anfangs der 1890er Jahre im Zusammenhang mit dem kurzzeitig existierenden Werkkonsum der Porzellanfabrik mit dessen neuen Direktor, Johann Bünzli, an. Bis zu seinem Tode am 18. April 1918 war er Mitglied des Landtags, seit 1898 dann als Vertreter der 2. Steuerklasse.
Seine Beerdigung fand unter breiter Anteilnahme statt, die von der sozialdemokratischen Landtagsfraktion bis zum Herzog reichte und in die sich auch die aktuellen maßgebenden Kreise der Stadt einreihten. In den dabei gehaltenen Reden wurde über die Schmähungen, denen der Rektor in der Vergangenheit ausgesetzt war, der Mantel des Schweigens gehüllt. Nur einer seiner langjährigen Parteifreunde erinnerte in einem Nebensatz an diese Verunglimpfungen als „Reichsfeind“.
Der Autor dieser sehr gerafften Lebensskizze würde es sehr begrüßen, wenn Julius Herrmanns Name in die Bezeichnung unseres Gymnasiums aufgenommen würde. Nicht nur, weil er als langjähriger Rektor der Kahlaer Schulen sehr eng mit dem Bau des Gebäudes verbunden ist. Er war für seine Zeit in seinen vielfältigen Funktionen ein fortschrittlicher liberaler Mann, dem die Stadt viel verdankt und dem die honorigen konservativen Kreise das Leben oft schwer gemacht haben.
Dr. Peer Kösling
Gedenken zum 09. November 1938
Mit Redebeiträgen, Blumen und dem Reinigen der Stolpersteine vor den Wohnhäusern Rudolf-Breitscheid-Straße 16 und Roßstraße 28 wurde vor einer Woche den Opfern der Novemberpogrome in Kahla gedacht. Dabei stand neben dem Erinnern an die Schicksale der Jüd:innen Erna Tittel, Flora Cohn, Adolf Jacobsthal, Clothilde Jacobsthal vor allem die Verantwortung im Mittelpunkt, den heutigen Antisemitismus nicht unwidersprochen zu lassen. Neben den Vertreter:innen der Stadt Frank Hellwig und Claudia Preuß kamen Schülerinnen und Schüler der Regelschule und des Gymnasiums sowie des VVN-BdA. Die OTZ berichtete.