Schüler:innen reinigen Stolpersteine der verfolgten jüdischen Familien aus Kahla

Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht von 1938 gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern in Kahla am 09.11.21 begangen

Am 09.11. fand das jährliche öffentliche Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht von 1938 in Kahla statt. Dies geschah, ganz nach Tradition, an den lokalen Stolpersteinen, die für die beiden verfolgten jüdischen Familien vor einigen Jahren verlegt wurden sind.

Schülerinnen und Schüler des Leuchtenburg Gymnasiums und der Heimbürge Schule reinigten die Stolpersteine und legten Blumen nieder. Sie verlasen Gedichte, trugen Erinnerungen an das Leben und Wirken der Verstorbenen vor und untermalten dies mit musikalischen Tönen.

Auch Vertrerterinnen und Vertreter der Stadt Kahla, des internationalen Vereins, des Fördervereins der Mahn- und Gedenkstätte Walpersberg sowie interessierte und engagierte Einzelpersonen gedachten der damaligen jüdischen Nachbarn.

 

Rede vom Demokratieladen zum Gedenken am 09.11.21

Zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht von 1938

Liebe Menschen,

der 9.11. steht heute als Jahrestag für die Novemberpogrome im Jahr 1938. Damals, unter der Herrschaft der Nationalsozialisten, wurden mehrere hundert Juden ermordet, viele begingen Selbstmord.

Über 1.400 Synagogen und Betstuben sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden im November 1938 gewaltvoll zerstört, 30.000 Juden und Jüdinnen in die Konzentrationslagern inhaftiert.

Diese Pogrome markierten den Übergang zu ihrer systematischen Vertreibung, Verfolgung und Ermordung. Auch den beiden jüdischen Familien in Kahla widerfuhren in den 1930er und 40er Jahren stetig wachsender Antisemitismus.

Mit dem Ende des zweiten Weltkriegs und dem Offenlegen der NS-Verbrechen war klar: Nie wieder Faschismus!

Das öffentliche Gedenken an ihr Leben und ihr Schicksal ist für uns wichtig.

Was bedeutet das für uns?

Es bedeutet die verstorbenen Juden und Jüdinnen, ihr Leben, ihre Geschichte, ihre Persönlichkeiten und ihr Leid nicht zu vergessen. Es bedeutet auch, dass wir uns mit all unseren Kräften für eine Gesellschaft einsetzen, die jeden Menschen achtet und respektiert; sich für eine Gesellschaft jetzt einzusetzen, in der alle Menschen in Frieden und gleichberechtigt leben und lieben können – ohne Angst davor diskriminiert oder gar angegriffen zu werden.

Unser Gedenken heute ist, angesichts andauernder antisemitischer Vorfälle in Deutschland, aber auch in Thüringen, aktuell und mehr als notwendig.

Mit in den Boden verlegten kleinen Gedenktafeln, den Stolpersteinen, wird in Deutschland und in ganz Europa an vielen, vielen Orten an das Schicksal der Menschen erinnert, die in der Zeit des Nationalsozialismus (NS-Zeit) verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.

Die Stolpersteine gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt, lasst uns ein Teil davon sein.